Eine Information ist dann wahr, wenn keiner widerspricht

Zugegeben, meine These ist provokant und bestimmt nicht in allen Situationen zu 100 Prozent gültig – und dennoch trifft sie erstaunlich oft zu.

Wer kennt das nicht? Jemand erzählt etwas über eine Person oder eine Situation, und plötzlich gilt es als Wahrheit. Wenn das unkommentiert bleibt und die andere Seite nicht gehört wird, wird das Gesagte schnell zur Realität. Mehr noch: Wir bilden uns eine Meinung über den Menschen oder die Situation, und Meinungen sind bekanntlich oft erstaunlich resistent gegenüber der Wahrheit.

Doch wenn man sich die Mühe macht, die andere Seite zu befragen, eröffnet sich oft eine ganz neue Wahrheit, ein anderer Zusammenhang. Plötzlich sieht alles anders aus. Und manchmal stellt man fest, dass man am Ende gar nicht mehr sicher sagen kann, was wirklich wahr ist.

Aber dieser Aufwand ist groß – zu groß für viele. Viel zu oft habe ich erlebt, dass Menschen lieber eine einfache Meinung haben, als sich mit der komplexen Wahrheit auseinanderzusetzen. Das geht sogar so weit, dass jemand, der widerspricht, als der „Böse“ angesehen wird, selbst wenn er die Wahrheit sagt.

Das gleiche Prinzip gilt auch in der Wirtschaft und an der Börse. Wenn ein Unternehmen Informationen herausgibt und keiner widerspricht, dann werden diese Informationen zur Wahrheit. Selbst wenn das Unternehmen lügt und betrügt, wird das nicht hinterfragt, sobald man eine positive Meinung über das Unternehmen hat. So funktioniert jeder Betrug in der Wirtschaft. Das Unternehmen verbreitet positive Informationen über sich, keiner widerspricht, und eine positive Meinung entsteht. Sollte dann jemand etwas Negatives sagen, gilt er als Spielverderber – bis die Bombe platzt.

Wenn aber niemand widerspricht, dann wird eine Information zur Wahrheit – selbst wenn sie es gar nicht ist.

Das sind meine Gedanken dazu. Wie siehst du das?