Die Kalte Progression: Schleichende Steuererhöhung

Die Kalte Progression ist ein Begriff, der vielen Menschen vielleicht nicht sofort geläufig ist, aber er betrifft uns alle. Sie ist ein heimlicher, oft übersehener Feind der finanziellen Stabilität und Gerechtigkeit. In diesem Blogbeitrag werden wir uns näher mit diesem Phänomen beschäftigen und verstehen, warum es so wichtig ist, es zu kennen und zu bekämpfen.

Videoquelle: Tagesschau

Was ist die Kalte Progression?

Die Kalte Progression ist ein wirtschaftliches Phänomen, das auftritt, wenn die Einkommensteuer aufgrund der Inflation ansteigt. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass Menschen, die keine realen Einkommenszuwächse verzeichnen, dennoch mehr Steuern zahlen müssen, weil ihre Gehälter nicht mit der gestiegenen Lebenshaltungskosten Schritt halten können. Das führt dazu, dass ihr verfügbares Einkommen sinkt, obwohl ihre Nominaleinkommen gleich bleiben.

Um dies zu verdeutlichen, nehmen wir an, dass Sie im Jahr 2020 ein Jahresgehalt von 40.000 Euro hatten und 10% Einkommenssteuer zahlen mussten. Das bedeutet, Sie zahlten 4.000 Euro Steuern und hatten 36.000 Euro verfügbares Einkommen. Im Jahr 2021 stieg jedoch die Inflation um 2%. Ihr Gehalt blieb unverändert bei 40.000 Euro, aber aufgrund der Kalten Progression müssen Sie nun 10% von 41.200 Euro zahlen, was 4.120 Euro entspricht. Ihr verfügbares Einkommen ist auf 36.880 Euro gesunken, obwohl sich an Ihrem realen Einkommen nichts geändert hat.

Warum ist die Kalte Progression problematisch?

Die Kalte Progression ist problematisch aus mehreren Gründen:

  1. Soziale Ungerechtigkeit**: Die Menschen mit niedrigeren und mittleren Einkommen sind am stärksten von der Kalten Progression betroffen, da sie einen größeren Teil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgeben müssen. Reichere Personen, die einen geringeren Anteil ihres Einkommens für diese Bedürfnisse aufwenden, sind weniger betroffen.
  2. Mangelnde Transparenz**: Viele Menschen bemerken die Kalte Progression nicht, da sie sich auf den ersten Blick nicht in ihren Gehaltsschecks widerspiegelt. Dies führt dazu, dass sie sich nicht bewusst sind, dass sie tatsächlich mehr Steuern zahlen.
  3. Anreiz zur Steuerhinterziehung**: Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie übermäßig besteuert werden, steigt die Versuchung, Steuern zu hinterziehen oder Steuerschlupflöcher auszunutzen.

Was kann gegen die Kalte Progression unternommen werden?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Kalte Progression zu bekämpfen:

  1. Indexierung der Steuersätze**: Die Einkommenssteuersätze sollten regelmäßig an die Inflation angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Steuerlast nicht übermäßig steigt.
  2. Anpassung der Steuerfreibeträge**: Die Freibeträge und Abzüge sollten ebenfalls regelmäßig angepasst werden, um sicherzustellen, dass Menschen nicht durch die Inflation in höhere Steuerklassen rutschen.
  3. Bewusstseinsbildung**: Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit sich der Auswirkungen der Kalten Progression bewusst ist, damit politischer Druck aufgebaut werden kann, um Reformen durchzusetzen.

Fazit

Die Kalte Progression ist ein oft übersehenes Problem, das jedoch erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Gerechtigkeit hat. Es ist wichtig, dass die Regierungen Maßnahmen ergreifen, um dieses Phänomen zu bekämpfen und sicherzustellen, dass die Steuerlast fair und transparent bleibt. Gleichzeitig ist es entscheidend, dass die Öffentlichkeit sich dieser Problematik bewusst wird und sich für Reformen einsetzt, um die Kalte Progression zu reduzieren oder zu beseitigen. Nur so können wir eine gerechtere und wirtschaftlich stabilere Zukunft für alle schaffen.

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