Wenn die Familie zu viel wird

Adam Kociuba mit 30 Jahren

Mein Leben als introvertierter Mensch

Jedes Mal, wenn ich jemanden aus meiner Familie sehe, fühle ich mich schlecht. Deshalb vermeide ich es, meine Familie zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass meine ganze Familie extrovertiert ist. Es wird immer Druck ausgeübt, sich zu treffen – am besten regelmäßig. Ein Introvertierter wie ich hat keine Chance auf seinen Raum. Ganz im Gegenteil, aus solchen Treffen gehe ich mit Vorwürfen heraus, wie „Warum hast du dich da und da nicht gemeldet?“ oder „Wann sehen wir uns wieder?“. Oft wird mir auch direkt ein neuer Termin vorgeschlagen.

Am Ende des Tages verlasse ich solche Treffen mit Schuldgefühlen, aber auch mit Wut. Ich bin 50 Jahre alt und seit 50 Jahren ich selbst. Es darf doch nicht sein, dass man sich tagelang schlecht fühlt, weil man nicht so akzeptiert wird, wie man ist.

Dieses Gefühl des Unverstandenseins und der ständigen Erwartungshaltung setzt mich enorm unter Druck. Anstatt die Zeit mit meiner Familie zu genießen, fühle ich mich oft erdrückt und unverstanden. Die extrovertierte Art meiner Familie kollidiert ständig mit meiner introvertierten Natur. Während sie Energie aus sozialen Interaktionen schöpfen, fühle ich mich danach oft ausgelaugt und erschöpft.

Es scheint, als würde niemand verstehen, dass ich meine Zeit allein brauche, um wieder zu Kräften zu kommen. Stattdessen wird mir das Gefühl vermittelt, dass mit mir etwas nicht stimmt, weil ich nicht genauso gerne und oft im Mittelpunkt stehe wie sie. Das ist frustrierend und führt zu einem ständigen inneren Konflikt.

Jeder Mensch verdient Akzeptanz und Respekt, unabhängig von seiner Persönlichkeit. Niemand sollte sich schlecht fühlen müssen, nur weil er so ist, wie er ist. Ich hoffe, dass eines Tages mehr Menschen verstehen, dass Introversion keine Schwäche, sondern eine Stärke ist.

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