Der Dunning-Kruger-Effekt in der Politik
Wenn Unwissenheit zur Selbstüberschätzung führt
In der Politik gibt es immer wieder Momente, in denen wir uns fragen: „Wie kann jemand mit so wenig Fachwissen so überzeugt von seiner Meinung sein?“ Die Antwort könnte im sogenannten Dunning-Kruger-Effekt liegen. Dieser psychologische Mechanismus beschreibt, wie Menschen, die nur wenig Ahnung von einem Thema haben, häufig denken, sie wüssten alles besser. Gleichzeitig sind sie oft blind für die Expertise anderer.
Doch wie äußert sich dieser Effekt konkret im politischen Geschehen? Werfen wir einen Blick auf einige Beispiele.
Populismus und einfache Lösungen für komplexe Probleme
Populistische Politiker nutzen oft einfache Lösungen für äußerst komplizierte Probleme. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie selbst die Tiefe und Komplexität der Themen nicht vollständig erfassen. Der Dunning-Kruger-Effekt greift hier: Weil sie nicht erkennen, wie viel Wissen sie wirklich benötigen, sind sie überzeugt, die „einfache Antwort“ gefunden zu haben.
Ein Beispiel wäre die Forderung mancher Politiker, dass wirtschaftliche Probleme einfach durch den Rückzug aus internationalen Abkommen oder das Erheben von Zöllen gelöst werden könnten. Diese Lösungen ignorieren oft die globalen Zusammenhänge, wie internationale Handelsketten oder Abhängigkeiten zwischen Volkswirtschaften. Die Realität ist, dass solche Entscheidungen komplexe, langfristige Konsequenzen haben – etwas, was Experten durchaus erkennen, aber von denjenigen, die weniger tief im Thema stecken, oft übersehen wird.
Klimaschutz: Experten versus Skeptiker
Ein weiteres gutes Beispiel ist die Debatte über den Klimawandel. Wissenschaftler haben jahrelang geforscht und Daten gesammelt, die die menschlichen Einflüsse auf den Klimawandel bestätigen. Doch immer wieder gibt es Stimmen, die behaupten, dass der Klimawandel entweder gar nicht existiere oder völlig übertrieben dargestellt werde. Oft stammen solche Aussagen von Menschen, die keine wissenschaftliche Ausbildung oder Expertise in der Klimaforschung haben.
Hier zeigt sich der Dunning-Kruger-Effekt ganz deutlich: Je weniger man über ein Thema weiß, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich selbst als Experte sieht. Für Klimaskeptiker mag es leicht erscheinen, das Thema mit einer einfachen Erklärung abzutun, während Experten die Vielzahl an Faktoren und Daten verstehen, die in die Forschung einfließen.
Die Pandemie und selbsternannte Virologen
Ein drittes Beispiel lieferte die Corona-Pandemie. Virologen und Epidemiologen arbeiteten unermüdlich daran, die Auswirkungen und Verbreitung des Virus zu verstehen. Gleichzeitig gab es jedoch viele Menschen, die ohne jegliche medizinische Ausbildung behaupteten, sie hätten bessere Lösungen als die Fachleute. Ob es um die Wirksamkeit von Masken oder den Nutzen von Impfungen ging – der Dunning-Kruger-Effekt war in vollem Gange.
Politiker, die sich auf die Expertise von Wissenschaftlern beriefen, mussten sich oft mit Gegenwind von Menschen auseinandersetzen, die keine fundierten Informationen hatten, sich aber sicher waren, dass sie es besser wüssten. Die Kluft zwischen Expertenwissen und Laienmeinung war selten so deutlich zu spüren wie in dieser Krise.
Fazit
Der Dunning-Kruger-Effekt zeigt, dass Menschen mit wenig Wissen oft glauben, sie hätten die besten Lösungen parat, und dabei die Expertise anderer unterschätzen. In der Politik kann dies gefährlich werden, wenn Entscheidungen auf Grundlage von Halbwissen getroffen werden. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und auf fundierte Fachkenntnisse zu vertrauen – besonders bei komplexen Themen wie der Klimakrise, der globalen Wirtschaft oder Gesundheitskrisen.
Die nächsten Male, wenn jemand in der politischen Debatte eine allzu einfache Antwort auf ein komplexes Problem präsentiert, sollten wir uns daran erinnern: Vielleicht spricht hier nicht die Expertise, sondern der Dunning-Kruger-Effekt.